Parodontalchirurgie
Parodontalchirurgie gegen den Zahnfleischrückgang
Das menschliche Gebiss besteht aus den Zähnen, dem Kieferknochen und dem Zahnhalteapparat (Parodontium genannt), welcher die Zähne fest im Kieferknochen verankert. Durch die permanente Aktivität des Gebisses ist er jedoch ständigen Reizungen ausgesetzt, die auch zu Entzündungen führen können – beispielsweise zu einer bakteriellen Zahnfleischentzündung. So eine Parodontitis birgt die größte Gefahr für den Zahnhalteapparat: Zähne lockern sich und verlieren den Halt im Kieferknochen, bis sie schlimmstenfalls ausfallen.
Gründe für Zahnfleischentzündungen
Die häufigste Ursache für eine Parodontitis ist bakterieller Zahnbelag (Plaque), der zäh an den Zähnen haftet und auch das Zahnfleisch in Mitleidenschaft zieht. Als Folge dieses chronischen parodontalen Angriffs zieht es sich zurück und legt die empfindlichen Zahnhälse frei. Breitet sich die Entzündung weiter aus, kann sie sogar eine Rückbildung des angrenzenden Knochens verursachen. Neben den ästhetischen Aspekten der unschönen tiefen Zahntaschen und eventuellem Mundgeruch, ist die Lockerung der betroffenen Zähne die gefährlichste Folge.
Parodontalchirurgische Eingriffe für gesundes Zahnfleisch
Zunächst werden in der Regel gängige Parodontalbehandlungen gegen die Zahnfleischentzündung durchgeführt. Schlagen die üblichen Therapien gegen die Parodontitis nicht an und bleiben auch Monate später und trotz einer sorgfältigen Mundhygiene tiefe Zahnfleischtaschen zurück oder scheint eine solche Behandlung von vorne herein nicht erfolgversprechend, kann ein parodontalchirurgischer Eingriff helfen. Ebenso können Wucherungen des Zahnfleischs durch die Parodontalchirurgie korrigiert werden, wenn herkömmliche Behandlungsmethoden keinen Erfolg haben.
Parodontalchirurgische Methoden
Deutlicher Zahnfleischrückgang und freiliegende Zahnhälse sind nicht nur ästhetische Anliegen, sondern gehen nicht selten mit einer schmerzhaften Empfindlichkeit der Zähne einher. Liegt sogar die Zahnwurzel in Folge der Parodontitis frei, kann der sogenannte Wurzelkaries die Folge sein und weitere Beschwerden verursachen. Auch hier greifen die Möglichkeiten der Parodontalchirurgie: Durch eine Rezession, das heißt eine gezielte, partielle Freilegung der Zahnwurzel, wird ein Fortschreiten der Entzündung verhindert. Beläge werden entfernt, das betroffene Areal wird gesäubert und anschließend wird das Zahnfleisch erneut angelegt und mit einer feinen Naht verschlossen.
Schwerpunkt der parodontalen Chirurgie sind ebensolche Rezessionsbehandlungen: Die sich gebildeten Knochentaschen werden neu befüllt und freiliegende Zahnhälse wieder mit Zahnfleisch bedeckt. Einmal, um einen ästhetisch verbesserten bzw. wieder einwandfreien Zustand zu rekonstruieren und außerdem, um die parodontale Gesundheit wieder herzustellen und dem drohenden Verlust der Zahnsubstanz vorzubeugen.
Eine Parodontitis ist zwar die häufigste Ursache für einen Zahnfleischrückgang, dieser kann jedoch auch durch Infektionskrankheiten begründet sein oder mechanische Einflüsse als Ursache haben. Gefährlich wird eine Parodontitis, wenn der umliegende Knochen in einem solchen Maße geschädigt wird, dass ein künstlicher Knochenaufbau nötig ist.
Die plastische Parodontalchirurgie
Der Einsatz der plastischen Parodontalchirurgie ist vielseitig: Nicht nur freiliegende Zahnhälse, auch Lippen- und Wangenbändchen werden mithilfe der sogenannten Frenektomie korrigiert bzw. entfernt. Wird etwa das Sprechen oder Kauen durch ein zu straffes Frenulum (Lippen- oder Wangenbändchen) zum Auslöser für einen Zahnfleischrückgang, weil der Zug des Bändchens auf das zwischen den Zähnen liegende Zahnfleisch (Papillen) zu stark ist, wird es in einem operativen Eingriff durchtrennt.
Diese Methode der Frenektomie (Durchtrennung) oder Frenotomie (Entfernung eines Bändchens) lässt sich im übrigen auch prophylaktisch durchführen, bevor es zu einem deutlich sichtbaren Rückgang der Papillen kommt. Das verhindert nicht nur die Schädigung des Zahnfleischs, sondern auch weitreichenderer Folgen, wie sich dort ablagernder Zahnbelag, der wiederum selbst zu Entzündungen führen kann.